Die Immobilienbranche blickt wieder zuversichtlich nach vorn, auch wenn die langfristige Perspektive weiterhin von Unsicherheiten geprägt ist im Hinblick auf die anstehenden Herausforderungen. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Emerging Trends in Real Estate, Europe 2022 – Road to Recovery“, erstellt von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC und dem Urban Land Institute (ULI). Der jährliche Report nimmt die die wichtigsten Branchentrends unter die Lupe und zeigt ein Ranking der attraktivsten Standorte für Immobilieninvestoren in Europa. Für die aktuelle 19. Ausgabe der Studie haben PwC und ULI über 800 Entscheider von Immobilienfirmen, Investmentmanager und andere Branchenexperten in Europa befragt.

Vertrauen in Branche auf höchstem Wert seit 2014

Laut Studie ist das Vertrauen in die Immobilienbranche auf den höchsten Wert seit 2014 gestiegen. Daran zeige sich die Erleichterung vieler Investoren, dass sich die Branche in der Krise als standhaft erwiesen hat. Rund die Hälfte der Befragten sind der Ansicht, dass das Geschäftsvertrauen, die Profitabilität und die Anzahl der Mitarbeiter in ihrem Unternehmen im kommenden Jahre zunehmen werden. Das sind jeweils mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr.

Eine Branche zwischen Zuversicht und Unsicherheit

„Die Stimmung der Immobilienmanager ist trotz der großen Herausforderung überdurchschnittlich positiv“, erklärt Thomas Veith, Leiter des Bereichs Real Estate bei PwC Deutschland. Als wichtigster Werttreiber für die Erholung werde die konsequente Einführung und Implementierung von ESG-Strategien angesehen.

Furcht vor Cyberangriffen und steigender Inflation

Die Studie zeigt aber auch, dass trotz Erleichterung über die Rückkehr zu einer gewissen Normalität die mittelfristigen Sorgen bleiben. „Einerseits sehen wir aktuell einen hohen Nachholbedarf, von dem die Branche stark profitieren kann. Andererseits beobachten wir viele Unsicherheiten rund um Aspekte wie die Unterbrechungen der Lieferketten, steigende Energiekosten und den Mangel an qualifizierten Fachkräften“, erklärt Sabine Georgi, Geschäftsführerin des ULI Deutschland/Österreich/Schweiz.

Zu den größten Unsicherheiten mit Blick auf das Geschäftsumfeld im Jahr 2022 zählen für die Immobilienmanager das Thema Cybersicherheit. Sorgen haben die Befragten aber auch vor einer steigenden Inflation und Veränderungen bei den Zinssätzen.

Baukosten als Schreckgespenst

Hinzu kommen branchenspezifische Themen, die die Branche mit Blick auf das kommende Jahr umtreiben. Allen voran sind dies die steigenden Baukosten und die Verfügbarkeit von Ressourcen. Aber auch das Angebot an passenden Grundstücken und Anlagen sowie das Thema Nachhaltigkeit und die Notwendigkeit zur Dekarbonisierung geben Anlass zur Sorge.

London verdrängt Berlin im Standortranking von der Spitze

Wie in den Vorjahren beinhaltet die Studie ein Ranking der attraktivsten europäischen Standorte für Immobilieninvestoren auf Grundlage der Einschätzung der befragten Immobilienmanager. Die Liste berücksichtigt unter anderem die Zukunftsaussichten der verglichenen Städte in Sachen Investitionen und Entwicklung.

Im aktuellen Ranking muss Berlin den 1. Rang an London abtreten und sich mit Platz 2 begnügen. Im vergangenen Jahr hatte die deutsche Hauptstadt noch die Spitzenposition eingenommen. Paris verteidigt den 3. Platz.

London punktet mit seiner Dynamik und dem Status als Drehkreuz sowie den guten Renditeaussichten im Bürosegment, die gegenüber den anderen Standorten auf dem Kontinent um 1% höher liegen. Laut Studie würden die Investoren an der britischen Hauptstadt zudem ihre Fähigkeit schätzen, sich immer wieder neu zu erfinden, zuletzt zum Beispiel als Standort für Unternehmen aus dem Technologie- und Life-Sciences-Sektor.

Vier deutsche Metropolen in den Top 10

Berlin kann mit der hohen Attraktivität für ausländische Investoren glänzen. Zudem bietet die robusten deutsche Wirtschaft einen Standortvorteil für die Hauptstadt, von dem auch die anderen deutschen Städte in den Top 10 profitieren: Frankfurt behauptet sich wie im Vorjahr auf dem 4. Platz. München folgt auf Rang 5 und kann damit zwei Plätze gutmachen. Hamburg rutscht von Rang 6 auf Patz 8 ab.

An Frankfurt schätzen die Investoren, dass die Stadt sehr breit aufgestellt ist. So könne die Mainmetropole Gebäude schnell für andere Zwecke umnutzen und rasch auf aktuelle Trends aufspringen. „Frankfurt und auch München punkten zudem mit Verbesserungen im Nahverkehr, durch die insbesondere ältere Menschen dazu ermutigt werden, wieder in die Innenstädte zurückzukehren. Das eröffnet Investitionschancen im Bereich Alterswohnungen und Gesundheitseinrichtungen,“ betont Sabine Georg.

Schließlich kommen die deutschen Top-Standorte im Vergleich mit Paris und London wegen kurzen Pendelzeiten in die Innenstädte gut weg. Dieser Aspekt wurde vor allem während der Pandemie wichtiger. Hiervon dürften laut Studie auch die Gewerbeimmobilien profitieren. (tk)

Source: ImmoCompact