Interview mit Dr. Carsten Lüthgens, Mitglied des Vorstands der Lippische Landesbrandversicherung AG
Herr Dr. Lüthgens, die Lippische verstärkt seit Kurzem die Zusammenarbeit mit Versicherungsmaklern. Welche Ziele verfolgen Sie an der Stelle?
Die Lippische ist eine starke Marke in der Region mit einem hohen Vertrauensbonus bei unseren Kunden, den wir durch persönlichen Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort erarbeitet haben. Für die Zusammenarbeit mit den Versicherungsmaklern setzen wir auf genau diese Stärken – persönliche Ansprechpartner, hohe Einsatzbereitschaft und gute, serviceorientierte Lösungen. Wir wollen uns im bundesweiten Maklermarkt als ebenso vertrauensvoller Ansprechpartner für unsere Vertriebspartner etablieren, wie wir es in unserem Stammgebiet bereits sind.
Wer steht dabei im Fokus? Konzentrieren Sie sich auf Pools oder andere größere Vertriebseinheiten?
Bis vor rund zwei Jahren haben wir ausschließlich mit Einzelmaklern zusammengearbeitet – was wir auch weiterhin tun. Seit 2019 gehen wir aber auch den Weg der Anbindung an Maklerpools. Wir nutzen so die Chance, Kontakt zu möglichst vielen einzelnen Vertriebspartnern zu bekommen und mit unseren Angeboten noch mehr in der Fläche präsent zu sein.
Können Sie uns kurz etwas zur Aufstellung Ihres Betreuungskonzepts für ungebundene Vermittler sagen?
Wir adaptieren das, was wir als unsere zentrale Stärke im Heimatmarkt sehen. Wir setzen konsequent auf eine bestmögliche persönliche und fachliche Betreuungsqualität unserer Vertriebspartner durch die Kolleginnen und Kollegen im Team Maklervertrieb. Dabei nutzen wir den Vorteil, dass es in einem relativ überschaubaren Haus wie der Lippische kurze und schnelle Entscheidungswege gibt. Unser Konzept lässt sich gut damit zusammenfassen, dass wir zuhören, verstehen, entscheiden und – sehr wichtig – zu unserem Wort stehen.
Die Kfz-Versicherung spielt dabei eine wichtige Rolle. Nun sind wir in der Wechselsaison und das E-Auto ist stark im Kommen. Welche Entwicklungen erwarten Sie und wie reagiert die Lippische?
E-Mobilität ist ein großes Thema in der Gesellschaft und damit auch für die Kfz-Versicherung. Die großen Automobilhersteller haben ja bereits konkrete Daten zum – teilweise kurzfristig geplanten – Ausstieg aus der Produktion von Verbrennungsmotoren genannt. Konkrete Lösungen für Produktfeatures und Leistungen speziell für das Segment der E-Autos werden deshalb unabdingbar. Durch unseren engen Austausch innerhalb des Provinzialkonzerns sehe ich die Lippische da aber sehr gut aufgestellt. In unserem aktuellen Kfz-Tarif haben wir beispielsweise zusätzliche Entsorgungskosten für Akkus im Schadenfall mitversichert, ebenso mobile Ladestationen und Ladekabel während des Ladevorgangs und auch Hacker- und Cyberangriffe. Die Entwicklung ist da aber sicher noch nicht abgeschlossen.
Wie sieht es denn in den anderen Sachsparten aus?
Auch hier wird die Assekuranz insgesamt – und natürlich auch die Lippische – Entwicklungen aufnehmen und Gefahren ganz neu bewerten bzw. auf neue Schadenszenarien reagieren müssen. Die Stichworte hier sind dann Smarthome-Techniken und das „Internet of Things“.
Durch die Vernetzung von zum Beispiel Haushaltsgeräten untereinander und die Anbindung an das Internet wird die Einbindung von Schutz vor Cyberschäden in der Hausrat- und Wohngebäudeversicherung in Zukunft gang und gäbe sein. In unserer traditionellen Kernsparte – der Wohngebäudeversicherung – werden Themen wie Elementarschadenschutz und die Auswirkungen des Klimawandels auf die Risikobewertung die große Herausforderung sein. Die tragischen Ereignisse in den aktuellen Überflutungsgebieten haben uns das einmal mehr deutlich aufgezeigt.
Insgesamt sind Sie aber Vollsortimenter für Privat- und Gewerbekunden. Wo stehen die anderen Bereiche, insbesondere im Maklerbereich?
Wir haben unser Engagement im Maklerbereich mit der Kfz-Versicherung begonnen, einem unserer Hauptgeschäftsfelder, in dem wir uns exzellent auskennen. Sukzessive wollen und werden wir unser Angebotsportfolio für Makler erweitern – zunächst um die Privathaftpflichtversicherung, die frisch im Maklermarkt etabliert ist und unter anderem über softfair bereits rechenbar ist. Demnächst folgt die Unfallversicherung. Wichtig für ein Haus wie unseres ist es dabei, immer in exakten Schritten zu denken und diese dann zu gehen. Wir müssen sicherstellen, dass bei der Entwicklung, die wir nehmen, der hohe Anspruch an Produkt- und Betreuungsqualität – den unsere Vertriebspartner zu Recht von uns erwarten – gewahrt bleibt.
Die Lippische ist, wie schon erwähnt, Teil der Provinzial.
Wie gliedern sich Ihr Haus und Ihr Angebot in den Konzern ein?
Zuallererst sind wir weiterhin die Lippische vor Ort in unserem Geschäftsgebiet, so wie unsere Vertriebspartner uns kennen. Innerhalb des Konzerns arbeiten wir bereits seit geraumer Zeit als Dienstleister für die Provinzial Rheinland Versicherung. Wir wickeln beispielsweise im UnfallCompetenzCentrum – UCC – in Detmold die Sachbearbeitung für den gesamten Unfallversicherungsbestand der Provinzial Rheinland sehr erfolgreich ab. Auch im neuen Provinzial Konzern wollen wir unsere Expertise und unser Know-how einbringen, vor allem aber wollen wir mit unserer Arbeit zu einem positiven wirtschaftlichen Gesamtergebnis beitragen.
Geprägt sind Sie von Ihrer Ausschließlichkeitsorganisation vor Ort und dem Sparkassenvertrieb. Wie passt dies mit der neuen bundesweiten Maklerstrategie zusammen?
Das passt sehr gut. Denn wir können die Learnings, die wir im Heimatmarkt insbesondere in puncto Service, Kundennähe, Expertise und Beratung in Jahrzehnten gesammelt haben, exzellent in die Arbeit mit unseren Maklervertriebspartnern einbringen. Auch wenn das Maklergeschäft etwas anderen Gesetzmäßigkeiten folgt als die Arbeit mit privaten und gewerblichen Endkunden oder gebundenen Vermittlern. Ich halte diese Kernkompetenzen jedenfalls auch hier für gleichermaßen wichtig für erfolgreiches Arbeiten.
Zusätzlich sorgen wir durch unser Engagement bei den beiden Handballbundesligisten TBV Lemgo Lippe und HSG Blomberg-Lippe für eine überregionale Sichtbarkeit der Marke Lippische. Beide Kooperationen bestehen bereits seit Jahrzehnten und sorgen seitdem für eine bundesweite Wahrnehmung.
Mit welchen Neuerungen dürfen Ihre Vertriebspartner in den nächsten Monaten rechnen?
Die Privathaftpflicht speziell für den Maklermarkt war wie gesagt der nächste Step, mit dem wir gerade unser Engagement bei den ungebundenen Vertriebspartnern verstärken. Danach wird die Unfallversicherung folgen. Auf technischer Seite haben wir das Thema BiPRO-Fähigkeit in einem ersten Piloten erfolgreich umgesetzt. Und die Lippische ist mittlerweile selbstverständlich auch an die Tarif-Vergleichsplattformen für den Maklermarkt wie Softfair und NAFI angebunden.
Für unsere Organisation ein Novum wird die verstärkte Präsenz auch auf Maklermessen sein. Wir sind 2021 erstmals mit einem eigenen Stand auf der DKM vertreten. Dort gibt es dann sozusagen die Lippische live erlebbar und zum Anfassen. Wir freuen uns schon sehr auf den direkten Austausch mit unseren Partnern und allen Interessenten.
Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 10/2021 und in unserem ePaper.
Bild: © Gajus – stock.adobe.com; Porträtfoto: © Lippische
Source: ImmoCompact