Olcay Krandaoglu hat an der Universität Bielefeld Health Management studiert. Insgesamt kann er auf über 25 Jahre Berufserfahrung zurückblicken, wovon er allein zehn Jahre bei der ERGO Group verbrachte. Seit gut zwei Jahren arbeitet er bei FRISS.
FRISS ist ein niederländisches Softwareunternehmen, das datengestützte Softwarelösungen zur Risiko- und Betrugserkennung im Versicherungsbereich anbietet. FRISS existiert seit 15 Jahren und stellt den Marktführer in seinem Bereich.
Wie der FRISS Score zustande kommt
Versicherungsbetrug verursacht pro Jahr Schäden in Höhe von vier bis fünf Milliarden Euro in Deutschland. Seit Jahrzehnten beschäftigt das Thema die Branche. FRISS bietet Tools an, die mittels KI und Daten vergangene Betrugsfälle analysieren und somit Wahrscheinlichkeitsaussagen über aktuelle Betrugsversuche treffen können. Die für die Berechnung des sogenannten FRISS Score notwendigen Daten setzen sich einerseits aus historischen Quellen, andererseits aus aktuellen Versicherungsfällen des Kunden und extern verfügbaren Informationen zusammen. Dazu gehören nicht nur Informationen zum Schaden, sondern auch z. B. Fahrzeugtyp, Start der Police uvm. Die KI scannt diese Informationen nach Auffälligkeiten und sich wiederholenden Mustern. Ein typisches Muster für Betrugsversuche sei beispielsweise, erklärt Olcay Krandaoglu, wenn eine überdurchschnittlich hohe Schadenssumme kurz nach Abschluss einer Police entsteht. In Verbindung mit weiteren Schadenparametern haben hier Analysen vergangener Fälle gezeigt, dass überproportional häufig ein Betrugsversuch vorliegt.
Kein Ersatz für Sachbearbeiter
Mittels FRISS Score, der in Form einer Ampel visualisiert werden kann, wird dem Mitarbeiter indiziert, ob eine hohe oder niedrige Wahrscheinlichkeit eines Versicherungsbetrugs besteht. Der Score selbst gibt keine Auskunft darüber, ob es sich bei dem jeweiligen Fall tatsächlich um Betrug handelt. Bei einer roten FRISS-Ampel startet die eigentliche Aufgabe des auf Versicherungsbetrug spezialisierten Sachbearbeiters erst, den potenziellen Betrug aufzudecken. Infolgedessen können Versicherungsschäden mit sehr geringer Betrugswahrscheinlichkeit einer Schnellschaden-Bearbeitung zugeführt werden. Die Arbeit eines gut ausgebildeten Sachbearbeiters wird durch die Software also nicht ersetzt, sondern unterstützt. Auch haben heutige Programme noch nicht die Möglichkeit Bildmaterial en Détail auszuwerten, doch steht auch das in Zukunft an, meint Krandaoglu.
Die Implementierung des Systems
Die FRISS-Tools können je nach Kundenbedarf direkt in die vorhandenen Versicherungssysteme integriert oder als Standalone-Lösung bereitgestellt werden, so Krandaoglu. Hierfür sind in erster Linie Kenntnisse über die Systeme des Kunden notwendig, sowie die angesprochene Einspeisung der KI mit Daten vom Versicherer. So können viele Integrationsprozesse bereits binnen drei bis vier Monaten durchgeführt und der FRISS Score bereitgestellt werden.
Fazit
Betrugsversuche kosten Versicherungen Milliarden und machen Prämien für Normalverbraucher unnötig teuer. Der FRISS Score ersetzt keine Mitarbeiter, kann aber dabei helfen, Betrugsfälle leichter aufzudecken und zu Einsparungen im Unternehmen verhelfen.
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Über den Podcast
Seit April 2020 veröffentlicht Jonas Piela regelmäßig Gespräche zur digitalen Transformation mit Vorständen und Managern der Versicherungswirtschaft. Sein Ziel ist, dass seine Zuhörer einem lockeren Gespräch unter Gleichgesinnten lauschen und so Ideen und Anregungen für die eigene Arbeit mitnehmen. Zu finden ist der Podcast unter anderem bei Google, Apple und Spotify sowie unter pielaco.com/podcast und dkm365.de.
Source: ImmoCompact