Nachgefragt bei Olaf Engemann, Vorstand Vertrieb und Marketing, und Eric Sievert, Leiter Maklervertrieb und unabhängige Vertriebspartner bei der SDK.
Herr Engemann, Gesundheit ist vor der Pandemie zu einer Art Life-Style-Thema geworden. Gesundheit hat jetzt wieder eine elementarere Bedeutung, oder?

Olaf Engemann: Das stimmt. Wir haben uns ja schon vor der Pandemie als Gesundheitsdienstleister am Markt positioniert. Letztlich geht es aber immer darum, in der Krankenversicherung einen Partner zu haben, mit dem man gut versichert gesund werden und gesund bleiben kann. Da gehört insbesondere auch der Präventionsgedanke dazu, zum Beispiel durch das Gesundheitsmanagement in der bKV. Im Kontext mit Corona ist Gesundheit nun in aller Munde.

Das Kundenverhalten ändert sich. Die Menschen denken mehr darüber nach, wie bin ich versichert? Wo gibt es Handlungsbedarf? Anmerken möchte ich daher auch, dass in der Corona-Pandemie die beiden Systeme GKV und PKV gut miteinander gewirkt haben. Wir haben alle noch einmal gemerkt, dass das deutsche Gesundheitssystem seinesgleichen in der Welt sucht.

Eric Sievert: Im dargestellten Kontext würde ich sagen, dass Gesundheit heute bedeutsamer und trendiger geworden ist. Gesundheit gehört zu den ESG-Zielen. Bei dem Thema sind wir, glaube ich, gerade jetzt noch mehr gefordert und haben die Gelegenheit, uns noch stärker als Gesundheitsspezialist zu positionieren.

Das duale System scheint bestehen zu bleiben, wie zumindest Aussagen der wohl künftigen Regierungsparteien vermuten lassen. Glauben Sie, das bleibt dabei?

Olaf Engemann: Wir sind zuversichtlich, dass die PKV erhalten bleibt. Das System aus GKV und PKV hat sich in der Pandemie als sehr stabil gezeigt. Wir wissen aber auch, dass wieder 27 Mrd. Euro an Zuschüssen in die GKV fließen müssen, um dort die Beitragsentwicklung stabil zu halten. Die Parteien müssen sich nun fragen: wie harmonieren beide Systeme am besten miteinander. Da geht es um Prävention, aber auch um Finanzierbarkeit. Wir benötigen weitere Angebote für die Menschen – steuersubventioniert oder sozialversicherungsfrei. Vielleicht holt man dafür auch die Arbeitgeber an Bord. Hier könnte man über verschiedene Durchführungswege nachdenken, wie man sie in der bAV bereits kennt.

Ist tatsächlich eine Förderung im Gespräch?

Olaf Engemann: Natürlich werden Gespräche geführt. Sehen Sie sich das Thema Pflege an. Hier hat sich der PKV-Verband ja auch klar positioniert, wie eine Pflegereform aussehen könnte.

Eric Sievert: Man kann natürlich auch mal in andere Länder schauen, beispielsweise Frankreich, Schweden oder andere nordische Länder. Die sozialstaatlich geförderte PKV ist ein Thema, also: Wie beteilige ich Arbeitgeber an der Gesundheit ihrer Mitarbeiter. Da ist die PKV stark geeignet, um auf die Gesundheit der Gesamtbevölkerung einzuzahlen. Mit verschiedenen Produkten kommen wir diesem Gedanken schon viel näher. So insbesondere auch, wenn man an die Budgettarife denkt.

Hatten Sie denn in der Pandemie Zugang zu den Betrieben mit Blick auf die bKV? Wie stellt sich die Entwicklung dar?

Olaf Engemann: Grundsätzlich positiv. Wir hatten von 2018 auf 2019 ein Wachstum von rund 30%, von 2019 auf 2020 waren es erneut rund 30% – in der gesamten PKV-Branche. Das wird auch dieses Jahr wieder so sein. Wir als SDK haben zum 01.07.2021 den Budgettarif aufgelegt. Den sehen wir von der vertrieblichen Anfrage her sehr positiv, in den diesjährigen Ergebnissen ist er noch nicht eingerechnet. Unser Wachstum liegt bei ungefähr 40%. Arbeitgeber erkennen in der Pandemie auch: Je gesünder der Mitarbeiter ist und je mehr ich ihm biete, desto attraktiver bin ich als Arbeitgeber. Kurz gesagt, über die letzten zwei Jahre haben wir trotz der Pandemie eine insgesamt positive Entwicklung verzeichnen können.

Nun ist die bKV noch nichts für den breiten Maklermarkt. Mit wem arbeiten Sie zusammen?

Eric Sievert: Es gibt einen festen Maklerkreis, der sich auf die bKV spezialisiert hat. Zugleich soll unser neuer Budgettarif auch einer breiteren Maklerschaft Zugang zur bKV verschaffen. Es ist ein einfaches Produkt, das flexibel einsetzbar ist. Arbeitgeber oder Mitarbeiter können einfach einen Betrag von 500 Euro, 1.000 Euro oder 1.500 Euro wählen. Das ist eine einfache Absicherungsmöglichkeit zu einem geringen Beitrag. Bei der SDK kann man den Tarif zudem entsprechend ergänzen. Hierzu stehen diverse Erhöhungsbausteine für Upgrades zur Verfügung.

Budgettarife scheinen sich durchzusetzen. Was wäre denn noch vorstellbar?

Eric Sievert: Ich kann mir noch viel vorstellen. Mit dem neuen Tarif haben wir schon verschiedene Bausteine an den Start gebracht, insbesondere auch mit unseren diversen Gesundheitspaketen, die die Kunden entsprechend ergänzen können. Für kleines Geld kann man Unterstützungsleistungen im Bereich Gesundheit und Pflege hinzufügen. Ich denke, Kunden werden diese zusätzlichen Dienstleistungen schätzen.

Das Wort Pflege ist nun schon öfter gefallen. Eine erste betriebliche Pflegeversicherung wurde erst vor Kurzem umgesetzt. Wäre das ein Thema für Sie?

Olaf Engemann: Grundsätzlich fühlen wir uns bei dem Thema Pflegeversicherung sehr wohl und haben dort langjährigen Expertise. Wir warten zugleich ab, wie sich die neue Regierung jetzt positionieren wird. Wir haben einige Konzepte in der Schublade, die wir schnell anpassen können. Und natürlich ist denkbar, auch mit verschiedenen Verbänden und insbesondere Arbeitgeberverbänden zu sprechen, um gemeinschaftlich das Thema voranzutreiben.

Und was ist eigentlich mit der Vollversicherung?

Eric Sievert: Wir sind da weiter zuversichtlich. Bei unseren Zielgruppen der Selbstständigen und Angestellten sehen wir eine gesteigerte Nachfrage. Wie gesagt, Corona hat das Gesundheitsbewusstsein noch mal geschärft. Wir spüren folglich stärkere Nachfrage bei der Vollversicherung. Das ist nicht nur bei uns, sondern im ganzen Markt so. Wir spüren dies auch im Maklervertrieb. Das ist für uns ein guter Indikator. Zudem stehen wir mit unseren Zahntarifen und sonstigen Zusatzangeboten sehr gut im Markt.

Olaf Engemann: Die Nachfrage nach Krankentagegeld steigt zudem. Viele müssen feststellen, dass die gesetzliche Lohnfortzahlung nicht immer reicht. Das wird sich als Trend noch weiter entwickeln.

Eric Sievert: Das alles ist auch eine Entwicklung im Sinne des Kunden. Wir „battlen“ in zwei Systemen mit vielen Anbietern und versuchen, die Leistungen immer weiter zu optimieren im Sinne einer positiven Gesamtentwicklung. Aus Verbrauchersicht kann einem doch gar nichts Besseres passieren.

Nutzen aus Ihrer Sicht Versicherungsmakler diese Entwicklungen?

Eric Sievert: Ich bin überzeugt, sie erkennen das. Zudem können sie in der PKV weiterhin Geld verdienen. Auch das ist wichtig. Man kann so nachhaltig in ein Geschäftssegment hineinkommen. Auch hier seien nochmals die Budgettarife erwähnt. Die gibt es bei uns bei der SDK für Unternehmen ab fünf Mitarbeitern. Das fängt im kleinen Steuerberatungsbüro an oder in einer kleinen Rechtsanwaltskanzlei und setzt sich fort bis zu größeren Unternehmensorganisationen. So können sich weitere Makler diesem Thema zuwenden.

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Source: ImmoCompact