Das Analysehaus MORGEN & MORGEN (M&M) hat aktuell ein Rating zu Risikolebens- und Sterbegeldversicherungen am Markt veröffentlicht. Bewertet wurden 145 Tarife im Bereich Risikoleben und 98 Sterbegeldtarife. Letztere sind somit im Vergleich zum letzten Jahr vom Gesamtangebot her zurückgegangen.
Todesfallschutz variiert stark
Die Risikolebensversicherung sichert Hinterbliebene ab. Meist interessieren sich hauptsächlich junge Menschen zwischen 30 und 40 Jahren für die Angebote und schließen solch eine Versicherung ab. Ziel ist es, dass beispielsweise die eigene Familie im Todesfall des Versicherungsnehmers ihren Lebensstandard beibehalten kann. Die Höhe des Schutzes variiert laut M&M stark und liegt zwischen 50.000 Euro und 500.000 Euro.
Beispiel unterschiedlicher Tarife einer Risikolebensversicherung
Als Beispiel nennt das Analysehaus eine 35-jährige Mathematikerin ohne außergewöhnliche Risiken, die einen konstanten Todesfallschutz von 500.000 Euro über eine Laufzeit von 20 Jahren absichern möchte. Im Durchschnitt liegen die Tarife bei 420 Euro im Jahr, wobei die nichtrauchende Mathematikerin beim günstigsten Fünf-Sterne-Tarif 240 Euro und beim teuersten 880 Euro jährlich zahlen müsste. Es kommt also vor allem auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis an, da die Preisrange dem Rating gemäß groß ist. Bedacht werden sollte auch, dass der Absicherungsbedarf bei den meisten mit der Zeit sinkt, zum Beispiel wenn die eigenen Kinder ihre Ausbildung beenden oder die Immobilie abbezahlt ist. Daher gibt es Tarife, die eine fallende Versicherungssumme vorsehen. Deshalb empfiehlt M&M eine gründliche Prüfung der Versicherungsbedingungen. „Das genau ist unser Auftrag, den wir im Rahmen des M&M Rating mit der ausführlichen Bedingungsanalyse erfüllen und dem Markt als neutrale Bewertung des gesamten Angebots zur Verfügung stellen“, sagt Andreas Ludwig, Bereichsleiter Rating und Analyse bei MORGEN & MORGEN.
Anpassung des Höchstrechnungszinses
Zur aktuellen Anpassung des Höchstrechnungszinses sagt Ludwig, dass diese den Bruttobeitrag vermutlich um mehrere Prozentpunkte erhöhen, bei den Nettobeiträgen jedoch nur zu einer marginalen Erhöhung führen werde. Bei den vergangenen Senkungen stellt MORGEN & MORGEN bei den meisten Versicherern sogar einen Anstieg der Überschüsse fest. Grund war vor allem, dass die Versicherer mit dem bisherigen Zahlbeitrag ausgekommen sind und der Großteil der Überschüsse nicht aus den Zinsüberschüssen, sondern aus den Risikoüberschüssen kommt. Das heißt, es sind weniger Todesfälle tatsächlich eingetreten als prognostiziert waren.
Mindestkriterien bei Fünf-Sterne-Bewertungen für Risikolebentarife
Das M&M-Rating für Risikoleben bezieht sich auf Tarife von Versicherern. Viele Versicherer bieten mehr als einen Tarif an. Die Tarife haben dann unterschiedliche Bedingungsqualität. Bei Premium-Tarifen finden sich zum Beispiel weitere Leistungen wie Nachversicherungsgarantien, Verlängerung der Vertragslaufzeit oder Mitversicherung eines Kindes. Gilt ein Tarif als topbewertet, verzichtet er beispielsweise auf unübliche Einschränkungen oder Kündigung, Kündigungsrecht bei Gefahrerhöhung (z. B. ein verändertes Rauchverhalten), Nachversicherungsgarantien bei Heirat, Geburt eines Kindes und Immobilienerwerb. Bei nicht gemeldeter Gefahrenerhöhung wird eine entsprechende, gegebenenfalls angepasste Leistung gewährt. Dies sind Mindestkriterien für eine Fünf-Sterne-Bewertung.
Ergebnisse für die Risikolebensversicherungen
Als Ergebnis des Ratings der Risikolebensversicherungen hält M&M fest, dass der Markt sehr gut aufgestellt ist. Eine Fünf-Sterne-Bewertung erhalten 100 Tarife, vier Sterne bekommen 24 Tarife. Als durchschnittlich werden 20 Tarife bewertet und nur ein Tarif fällt in die Kategorie „schwach“. Kein Tarif ist sehr schwach. Damit hat dem Analysehaus nach eine Verbesserung im Vergleich zum letzten Jahr stattgefunden. Denn drei Tarife mehr als letztes Jahr fallen unter die besten zwei Bewertungskategorien. „Die Risikolebentarife haben sich bedingungsseitig stetig verbessert und sind nun auf einem stabil hohen Niveau angelangt, das sich aber preislich sehr differenziert zeigt“, fasst Ludwig das Ergebnis zusammen.
Sterbegeldversicherung – Hilfe für Hinterbliebene
Die Sterbegeldversicherung wird hauptsächlich von älteren Menschen abgeschlossen. Sie soll Hinterbliebene zum Beispiel durch Beratung zu Testaments- und Nachlassfragen oder eine Vermittlung von Bestattern finanziell entlasten. Dies kostet durchschnittlich zwischen 7.000 und 10.000 Euro. Die Höhe der Versicherungssumme kann individuell angepasst werden. Zurzeit wird laut Ludwig ein stagnierendes, eher rückläufiges Angebot bei den Sterbegeldtarifen beobachtet. Er vermutet, dass „dies sicherlich auch dem niedrigen Rechnungszins geschuldet ist, der es den Versicherern erschwert, die eingezahlten Beiträge zu erhalten.“
Mindestkriterien bei Fünf-Sterne-Bewertungen für Sterbegeldtarife
Sterbegeldtarife werden von M&M erst seit 2020 analysiert. Geachtet wird besonders auf kurze Wartezeiten und den Wegfall von Gesundheitsprüfungen. Auch Staffelregelungen werden berücksichtigt. Ebenfalls positiv bewertet wird, ob Versicherer beim Unfalltod der versicherten Person innerhalb der Wartezeit ihre volle Versicherungsleistung erbringen. Weitere Kriterien sind vertragliche Gestaltungsalternativen, wie Reduzierungsmöglichkeiten des Versicherungsschutzes und Überbrückungsmöglichkeiten bei Zahlungsschwierigkeiten, Übernahme der Überführungskosten bei Versterben der versicherten Person im Ausland, Assistanceleistungen, zum Beispiel Beratung zu Testaments- und Nachlassfragen, digitale Nachlassverwalter, Vermittlung von Grabpflege und Vermittlung von Bestattern. Nur sehr wenige Tarife bieten wahlweise die vollständige Auszahlung der Versicherungsleistung oder ein komplettes Servicepaket für die Bestattung, dessen Leistungen mit der Versicherungssumme verrechnet werden. Die Mindestkriterien für die Höchstbewertung (fünf Sterne) hat M&M daher wie folgt angesetzt: Der Versicherer sieht von der Wartezeit bei Unfalltod der versicherten Person ab, der Versicherer verzichtet auf eine Gesundheitsprüfung oder auf sein Recht auf Kündigung oder Vertragsanpassung nach § 19 VVG, wenn der Versicherungsnehmer die Anzeigepflichtverletzung nicht zu vertreten hat.
Ergebnisse für die Sterbegeldversicherungen
Insgesamt wurden 2021 mit 98 Tarifen sieben Tarife weniger angeboten als 2020. Die Verteilung innerhalb der Bewertungskategorien ist gleichbleibend. Eine Fünf-Sterne-Bewertung erhalten 31 Tarife, vier Sterne bekommen 47 Tarife. Durchschnittlich bewertet werden 19 Tarife. Ein Tarif wird als schwach angesehen. Zu den sehr schwachen zählt kein Tarif. Ludwig kommentiert: „Ein gutes Bild mit Potenzial. Vor allem im Bereich Assistanceleistungen und bei den Wartezeiten sowie den Überbrückungsoptionen bei Zahlungsschwierigkeiten oder den Reduzierungsmöglichkeiten des Versicherungsschutzes.“
Weitere Informationen zu den M&M-Ratings in Sachen Risikoleben- und Sterbegeldtarife gibt es hier.(lg)
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