Bereits zum 20. Mal hat die Assekurata Assekuranz Rating-Agentur die Überschussbeteiligungen und Garantien deutscher Lebensversicherer unter die Lupe genommen und analysiert, wie die Altersvorsorgeverträge aus den Bereichen Klassik, Neue Klassik und Indexpolicen aktuell verzinst werden und welche Renditen die Kunden erwarten können.
Zunehmende Abkehr von der Klassik
Zum Jahresbeginn 2022 wurde der gesetzliche Höchstrechnungszins in der Lebensversicherung von 0,90% auf 0,25% abgesenkt, was die Kalkulation von Garantien in klassischen Lebens- und Rentenversicherungsprodukten erschwert. Vor diesem Hintergrund hat Assekurata die Studienteilnehmer gefragt, ob sie klassische Produkte überhaupt noch im Neugeschäft anbieten. Das Ergebnis: Nur noch 21 der 46 teilnehmenden Lebensversicherungsunternehmen haben klassische Produkte im Angebot, bedienen dabei allerdings nicht die gesamte Produktpalette. So haben beispielsweise 13 Gesellschaften eigenen Angaben zufolge noch klassische Kapitallebensversicherungen im Portfolio, während nur noch drei in der Riester-Rente aktiv sind. „Das geringe Angebot verdeutlicht, wie stark das einstige Flaggschiff der Lebensversicherer in der Gunst der Anbieter mittlerweile gesunken ist“, kommentiert Dr. Reiner Will, Geschäftsführer der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur, diesen Umstand. Sechs Gesellschaften bieten der Marktstudie zufolge noch Basis-Renten an, jeweils zwölf haben noch private und laufende Renten im Programm.
Laufende Verzinsung sinkt marginal
Die laufende Verzinsung 2022 ist laut Assekurata-Marktstudie über alle analysierten Produktarten und Tarifgenerationen hinweg im Marktdurchschnitt nur marginal um 0,03 Prozentpunkte auf 2,61% gesunken. Während bei den jüngeren Tarifgenerationen ein leichter Rückgang zu verzeichnen ist, bleibt die Verzinsung bei den älteren stabil, was laut Assekurata an den vertraglichen Garantien liegt, auf die die Kunden mit Vertragsabschluss einen Anspruch erwerben, sodass die Überschussbeteiligung nicht darunter sinken kann. Aber auch bei den jüngeren Tarifgenerationen hätten viele Anbieter ihre Überschussbeteiligung konstant gehalten, sodass sich der Abwärtsdruck bei den Deklarationen mittlerweile deutlich verlangsamt habe, erklärt Dr. Reiner Will.
Neue Klassik: Individueller Garantiezins
Was das Segment der sogenannten „Neuen Klassik“ angeht, in dem die Garantien grundsätzlich niedriger als in der Klassik gestaltet sind, um den Kunden dadurch eine höhere Rendite in Aussicht zu stellen, kam es laut Assekurata-Marktstudie zu allerlei Überarbeitungen. Die meisten Unternehmen hätten sich bereits im Vorjahr vom damaligen Höchstrechnungszins als Garantiezins gelöst, legten ihren Tarifen mittlerweile einen individuellen Garantiezins zugrunde, der unter 0,25% liege und häufig mit 0,00% nur noch einen Erhalt des Sparbeitrags darstelle, so die Kölner Analysten. Vereinzelt werde auch ganz auf einen Garantiezins verzichtet.
100%-ige Bruttobeitragsgarantie nicht mehr darstellbar
Zugleich seien von den 23 Anbietern, die mit einem neuen klassischen Tarif an der Studie teilgenommen haben, inzwischen fast alle von dem Versprechen der 100%-igen Bruttobeitragsgarantie abgewichen. Während neun Unternehmen komplett auf fixe Beitragsgarantien verzichten, gilt das Leistungsversprechen der restlichen 13 Gesellschaften nur für einen bestimmten Anteil der eingezahlten Bruttobeiträge, der zumeist aber noch um die 90% beträgt. „Eine vollständige Bruttobeitragsgarantie scheint wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll darstellbar zu sein“, stellt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata, in diesem Zusammenhang fest. Im Gegenzug gelte für einige Tarife nun jedoch eine deutlich kürzere Mindestlaufzeit: Für einen (teilweisen) Beitragserhalt liege sie aktuell zwischen zwei und 15 Jahren. Im Vorjahr habe sie noch bis zu 35 Jahre betragen.
Nur noch sieben Anbieter haben Neugeschäft für Klassik und Neue Klassik geöffnet
Die laufende Verzinsung für die im Neugeschäft angebotenen Tarife fällt der aktuellen Marktstudie zufolge bei klassischen Tarifen mit durchschnittlich 2,15% etwas höher aus als in der Neuen Klassik. Hierzu erläutert Heermann allerdings, dass bei den Anbietern, die in ihrem Neugeschäft parallel für die Klassik und die Neue Klassik deklarieren, letztere noch immer einen leichten Vorsprung habe: Hier liege die durchschnittliche laufende Verzinsung mit 2,16% aktuell geringfügig über dem Wert der klassischen Tarife (2,09%). Der Marktstudie 2022 zufolge haben jedoch nur noch sieben Teilnehmer ihr Neugeschäft parallel für beide Produktkategorien geöffnet. Im Vorjahr waren es noch 13 gewesen.
Gesamtverzinsung und illustrierte Beitragsrendite liegen der Assekurata-Studie zufolge bei den Tarifen der Neuen Klassik mit 2,74% bzw. 2,24% über den Klassik-Tarifen (2,68% bzw. 1,79%), wobei die illustrierte Beitragsrendite eine unverbindliche Prognose darstellt und daher nicht garantiert ist. In der garantierten Beitragsrendite spiegelt sich die Abkehr von der 100%-igen Bruttobeitragsgarantie wider. Sie nimmt daher laut Assekurata-Marktstudie bei fast allen Tarifen einen negativen Wert an und beläuft sich im Schnitt auf –0,68%. Auch hier, so die Kölner Analysten, habe die Absenkung des Höchstrechnungszinses somit deutliche Spuren hinterlassen.
Über die Marktstudie 2022
Die rund 130-seitige Assekurata-Marktstudie zu Überschussbeteiligungen und Garantien 2022 können Interessenten auf der Internetseite assekurata-rating.de bestellen. Den Untersuchungen zur aktuellen Marktstudie haben sich insgesamt 46 Unternehmen unterzogen, die nach Prämieneinnahmen einen Marktanteil von 73% widerspiegeln. Dies ist ein leichter Anstieg zur Vorjahresstudie, bei der der Marktanteil 69% betragen hatte. (ad)
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