Die US-Notenbank Federal Reserve hat eine allmähliche Trendwende bei ihrer ultra-lockeren Geldpolitik eingeläutet. Wie Notenbank-Chef Powell ankündigte, wird die Zentralbank mit Sitz in Washington DC ihre Anleiheankäufe bereits ab Ende November langsam zurückfahren. Zunächst planen die US-Währungshüter die Anleihekäufe jeden Monat um weitere 15 Mrd. US-Dollar zu kürzen. „Der Schritt erfolge angesichts der erheblichen weiteren Fortschritte, die die US-Wirtschaft seit vergangenem Dezember in Richtung der Ziele der Fed gemacht hat“, wird ein Notenbankvertreter zitiert.

Gegenwärtiges Kaufvolumen bei 120 Mrd. US-Dollar pro Monat

Zurzeit kauft die Fed für monatlich 120 Mrd US-Dollar vor allem Staatsanleihen und hypothekenbesicherte Wertpapiere. Mit dem Programm pumpt die US-Notenbank zusätzliches Geld in die Finanzmärkte, um die Kreditzinsen niedrig zu halten und die Wirtschaft anzukurbeln. Die Käufe wurden zu Beginn der Coronakrise aufgelegt und haben die Bilanz der Fed auf den Rekordwert von 8,5 Bio. US-Dollar steigen lassen. Diese Käufe werden nun im Verlaufe des Novembers reduziert. Die Staatsanleihekäufe werden um 10 Mrd. US-Dollar gesenkt, die der hypothekenbesicherten Wertpapiere um 5 Mrd. US-Dollar. Ein konkretes Datum für den Ausstieg nannte die US-Notenbank hingegen nicht. Würde die Fed ihre Anleihekäufe in dem Tempo weiter reduzieren, würden diese im Juni 2022 enden, was von Marktanalysten aber so nicht einkalkuliert wird. Denn die U.S. Notenbanker wollen sich weitere Spielräume offenhalten und diese Kürzungen in den kommenden Monaten womöglich wieder anpassen – sollte der volkswirtschaftliche Ausblick dies erfordern. Die Fed-Entscheidung ist aber nur ein erster Schritt einer geldpolitischen Wende. Der zweite und für die Finanzmärkte wohl bedeutendere Schritt wäre eine Anhebung der Leitzinsen. Diese liegen aktuell in den USA bei der extrem niedrigen Spanne von 0,0 bis 0,25%. In allen anderen großen Währungsräumen zeigt sich ein ähnliches Bild.

Robuste US-Wirtschaftsdaten

Hintergrund der in Zukunft etwas strafferen US-Geldpolitik sind die robusten US-Wirtschaftsdaten. Nach Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) erholt sich die US-Wirtschaft mit einem Wachstumsplus von 6% im Jahr 2021 im internationalen Vergleich besonders kräftig. Auch die US-Arbeitslosenquote wird infolge des Wirtschaftsbooms auf 5,4% sinken, nachdem sie im Corona-Krisenjahr 2020 noch auf über 8% gestiegen war. Im Zuge dessen erwartet der IWF aber auch eine schnell anziehende Inflationsrate um voraussichtlich 4,3%. Fed-Chef Powell machte aber auch diesmal klar, dass er weiterhin glaubt, dass die Inflation vorübergehend ist. Während der Pressekonferenz sagte Powell, er rechne damit, dass die Inflation im zweiten oder dritten Quartal des kommenden Jahres wieder sinkt. „Wir schauen uns das genau an und werden unsere Politik dementsprechend ändern“, äußerte er sich während der Pressekonferenz. Insgesamt betrachtet die Fed weiterhin die Ungleichgewichte in Angebot und Nachfrage sowie die einmaligen Auswirkungen der Pandemie wie Lieferengpässe als treibende Kräfte der gegenwärtig global ansteigenden Inflationsraten.

Finanzmärkte waren auf Fed-Entscheidung vorbereitet

Die Entscheidung der Fed, das Anleihevolumen langsam zurückzufahren, war angesichts der guten US-Konjunkturdaten von den internationalen Finanzmärkten bereits erwartet worden. Entsprechend war die Entscheidung in den Indexkursen somit bereits eingepreist, sodass auf den internationalen Kapitalmärkten keine größeren Kurskorrekturen zu beobachten waren. Wenn überhaupt, dann könnte diese Entscheidung Signalwirkung auf weitere bedeutende Notenbanken haben. Wie AssCompact aber bereits berichtete, belässt die Europäische Zentralbank EZB unbeeindruckt von der hohen Inflationsrate in der Eurozone den Leitzins und die Anleihekäufe vorerst (noch) unverändert. (as)

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Source: ImmoCompact