Die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA) hat die Ergebnisse ihres Stresstests 2021 für Versicherungsunternehmen veröffentlicht. 43 große europäische Versicherungsgruppen sowie ein Einzelunternehmen wurden in dem Stresstest geprüft. Auch aus Deutschland waren fünf Versicherer dabei: Allianz, Münchener Rück, HDI, R+V und Alte Leipziger-Hallesche. Das Ergebnis ist positiv ausgefallen: Die deutsche sowie die europäische Versicherungsbranche haben sich im Test-Szenario als widerstandsfähig erwiesen.

Besonders Lebensversicherer beobachten

Dr. Frank Grund, Exekutivdirektor Versicherungs- und Pensionsfonds-aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) schätz die Resultate wie folgt ein: „Die Ergebnisse des Stresstests zeigen, dass die Versicherungsbranche auch in Stressszenarien grundsätzlich widerstandsfähig ist.“ Ohne die im Jahr 2032 auslaufenden Übergangsmaßnahmen sähen die Ergebnisse aber teilweise deutlich schlechter aus, so Grund. Zum Niedrigzins ergänzt Grund: „Das Niedrigzinsumfeld bleibt eine Herausforderung. Wir werden besonders die Situation der Lebensversicherer weiter genau im Auge behalten.“

Krisenfest im Zinsrückgang

Im diesjährigen Stresstest-Szenario wurde von der EIOPA insbesondere mit einem Zinsrückgang mit Verwerfungen am Kapitalmarkt gerechnet. Ein deutlicher Rückgang der Solvenzquoten wäre die Folge. Dies würde auch die deutsche Versicherungsbranche betreffen. Dennoch zeigt sich, dass das europäische Versicherungssystem insgesamt Widerstandsfähigkeit hätte und robust aufgestellt wäre. Auch die Maßnahmen für langfristige Garantien (Long Term Guarantee – LTG) entwickelten die intendierte antizyklische Wirkung. „Der Rückgang der Solvenzquoten wäre für die deutschen Teilnehmer verkraftbar“, schließt Grund aus den Ergebnissen. „Die Versicherer zeigen sich insgesamt krisenfest.“

Neu: Liquiditätsbetrachtung

Der Gesamteindruck wird also auch von den Ergebnissen der deutschen Teilnehmer untermauert. Die deutschen Versicherungsunternehmen, die im Test einbezogen waren, verfügten im angenommenen Stress-Szenario über genügend liquide Mittel zur Deckung des Liquiditätsbedarfs, so ein weiteres Ergebnis. Denn zum ersten Mal gab es beim EIOPA-Stresstest auch eine Liquiditätsbetrachtung. Daran waren 117 Unternehmen beteiligt. So wird den betrachteten europäischen und deutschen Unternehmen der Versicherungsbranche eine grundsätzliche Robustheit bescheinigt.

Schwachstellen

Petra Hielkema, Vorsitzende der EIOPA sagte zu den Ergebnissen: „Der Stresstest hat gezeigt, dass europäische Versicherer ihre finanzielle Gesundheit selbst inmitten harter ökonomischer Bedingungen beibehalten können. Ich freu mich, dass die Teilnehmer zu keinem Zeitpunkt von einer Post-Stress-Vermögenslage berichteten, in denen die Verpflichtungen der Versicherer gegenüber Versicherungsnehmern gefährdet gewesen wären.“ Hielkema kritisierte jedoch: „Unter der Oberfläche dieser positiven Ergebnisse gibt es aber oft eine starke Abhängigkeit von den Übergangsmaßnahmen, die 2032 auslaufen werden. In den kommenden Monaten werden wir unsere Aufmerksamkeit diesen Schwachstellen widmen, die durch den Test aufgezeigt wurden. Wir werden auch an Gesetzgeber appellieren, die Offenlegung von individuellen Ergebnissen als gesetzliche Anforderung in Betracht zu ziehen.“ (lg)

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Source: ImmoCompact